Der strategische Fehler: Preiskampf statt Positionierung

Viele Chauffeurservices haben den entscheidenden Fehler begangen, sich auf einen Preiskampf mit Uber einzulassen. Wer als Premium-Anbieter versucht, mit Uber-Preisen zu konkurrieren, macht sich selbst zur Zielscheibe und verliert dabei seine Kernkompetenz: die Exklusivität.
Erfolgreiche Chauffeurservices sollten stattdessen ihre Positionierung schärfen und sich bewusst vom Massenmarkt abgrenzen. Sie bedienen eine Klientel, die bereit ist, für Qualität, Status und Service einen angemessenen Preis zu zahlen – und die sich bewusst von der Uber-Masse abgrenzen möchte.
Die Klagen von Chauffeurservice-Anbietern über dramatische Umsatzeinbrüche durch Uber sind allgegenwärtig. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich: Die vermeintliche “Übermacht” von Uber trifft nicht alle Marktsegmente gleich hart. Vielmehr offenbart die aktuelle Situation fundamentale Unterschiede zwischen Massenmarkt und Premium-Segment im Personentransport.
Das Massenmarkt-Phänomen
Uber hat zweifellos das Massengeschäft revolutioniert. Mit seiner App-basierten Plattform, transparenten Preisen und der Verfügbarkeit rund um die Uhr hat der Dienst traditionelle Taxis und preisorientierten Chauffeurservices unter enormen Druck gesetzt. Umsatzeinbrüche von bis zu 80 Prozent, wie sie manche Anbieter beklagen, sind in diesem Segment durchaus real.
Die Stärke von Uber liegt in der Demokratisierung des Transportwesens: Schnell, günstig, verfügbar. Für den Großteil der Bevölkerung und viele Geschäftsreisende im mittleren Management ist dies eine attraktive Alternative geworden. Unternehmen schätzen die Kostenersparnis und die einfache Abrechnung über die Plattform.

Die Premium-Lücke
Doch hier beginnt bereits die Differenzierung. Während Uber den Massenmarkt erobert hat, bleibt eine bedeutende Lücke im Premium-Segment bestehen. Die Frage ist berechtigt: Möchten C-Level-Executives wirklich in einem Toyota Prius oder Volkswagen Passat zu wichtigen Terminen chauffiert werden?
Die Antwort liegt in der Psychologie des Executive-Transports. Für Vorstände, Seniorpartner und Geschäftsführer ist das Fahrzeug mehr als nur ein Transportmittel – es ist Teil ihrer professionellen Repräsentation. Ein Mercedes S-Klasse, BMW 7er oder Audi A8 vermittelt Status, Seriosität und Erfolg. Diese symbolische Dimension wird von Uber-Fahrten in Standardfahrzeugen nicht erfüllt.
Premium-Chauffeurservices: Der bewusste Gegenpool zu Uber
Premium-Chauffeurservices positionieren sich bewusst als Antipode zu Uber’s Massenmarkt-Ansatz. Während Uber auf Quantität, Geschwindigkeit und niedrige Preise setzt, schaffen hochwertige Chauffeurservices eine Oase der Exklusivität und des persönlichen Service.

Was Premium-Chauffeurservices bieten – und Uber bewusst nicht kann:
Persönliche Beziehung statt anonymer App: Premium-Kunden schätzen die persönliche Betreuung durch feste Ansprechpartner. Sie kennen ihre Chauffeure, deren Fahrstil und Gewohnheiten. Diese Vertrautheit schafft Sicherheit und Komfort – ein Luxus, den die wechselnden Uber-Fahrer niemals bieten können.
Diskretion als Kernkompetenz: In der Geschäftswelt (DLA Piper, Kpmg, Clifford Chance) sind vertrauliche Gespräche während der Fahrt alltäglich. Premium-Chauffeure verstehen sich als mobile Büros mit absoluter Schweigepflicht. Uber-Fahrer hingegen sind Fremde ohne professionelle Verpflichtung zur Vertraulichkeit.
Repräsentative Fahrzeugflotte: Mercedes S-Klasse, BMW 7er, Bentley oder Rolls-Royce – Premium-Chauffeurservices investieren bewusst in Fahrzeuge, die Status vermitteln. Diese Investition ist für Uber-Fahrer betriebswirtschaftlich unmöglich und widerspricht dem Geschäftsmodel der Kostenminimierung.

Zeremonieller Service: Das Öffnen der Tür, das Tragen des Gepäcks, die dezente Unterstützung bei gesellschaftlichen Anlässen – diese Servicerituale gehören zur Premium-Erfahrung. Sie signalisieren Wertschätzung und Respekt gegenüber dem Kunden.
Garantierte Verfügbarkeit: Während Uber-Kunden auf verfügbare Fahrer angewiesen sind, garantieren Premium-Services die Verfügbarkeit zu vereinbarten Zeiten. Für zeitkritische Termine und wichtige Anlässe ist diese Zuverlässigkeit unbezahlbar.
Maßgeschneiderte Lösungen: Ob spezielle Routen, bevorzugte Getränke im Fahrzeug oder individuelle Musikwünsche – Premium-Services passen sich an die persönlichen Vorlieben ihrer Kunden an. Uber standardisiert, Premium-Chauffeure individualisieren.
Diese Aspekte sind für die Managerklasse oft wichtiger als der reine Preisvorteil von Uber. Sie suchen nicht nur Transport, sondern eine Erfahrung, die ihrem Status und ihren Ansprüchen entspricht.

Warum Uber bewusst nicht in den Premium-Bereich vordringt
Uber’s Geschäftsmodell basiert auf Skaleneffekten und Kosteneliminierung. Das Unternehmen kann und will den Premium-Service nicht anbieten, da dies ihrem Kernkonzept widerspricht:
Standardisierung vs. Individualisierung: Uber’s Stärke liegt in der Vereinheitlichung des Services. Individuelle Betreuung würde das effiziente App-basierte System sprengen und die Gewinnmargen zerstören.
Masse vs. Klasse: Das Uber-Modell funktioniert nur mit hohen Fahrzeugzahlen und entsprechend vielen Fahrern. Premium-Service erfordert jedoch eine sorgfältige Auswahl und intensive Schulung der Chauffeure – ein Luxus, den sich das Massenmarkt-Modell nicht leisten kann.
Kostenstruktur: Die niedrigen Uber-Preise sind nur durch minimale Personalkosten und geringe Fahrzeugstandards möglich. Premium-Fahrzeuge, geschulte Chauffeure und individueller Service würden die Preisstruktur komplett verändern.
Premium-Chauffeurservices nutzen diese strukturellen Grenzen von Uber zu ihrem Vorteil. Sie bieten bewusst das Gegenteil: Exklusivität statt Masse, persönliche Betreuung statt App-Anonymität, Status statt Sparsamkeit.
Marktaufteilung statt Verdrängung
Die Realität zeigt: Uber und Premium-Chauffeurservices können durchaus koexistieren. Während Uber den preissensiblen Massenmarkt dominiert, bleibt für qualitätsorientierte Anbieter ein stabiles Segment im Luxusbereich bestehen.
Unternehmen differenzieren bereits heute: Während Mitarbeiter und mittleres Management per Uber reisen, nutzen Topmanager und wichtige Kunden weiterhin traditionelle Chauffeurservices. Diese Zweiteilung entspricht der natürlichen Marktlogik verschiedener Preissegmente.

Fazit: Positionierung entscheidet
Uber ist definitiv ein ernstzunehmender Konkurrent – aber nur für diejenigen, die sich in seinem Marktsegment bewegen. Chauffeurservices, die ihre Premium-Positionierung aufgeben und in den Preiskampf einsteigen, werden unweigerlich verlieren.
Die Zukunft gehört der klaren Differenzierung: Uber für das Massengeschäft, Premium-Chauffeurservices für die Führungsebene. Wer diese Aufteilung versteht und sich entsprechend positioniert, wird auch in Zeiten von Uber erfolgreich sein können.
Der Schlüssel liegt nicht im Kampf gegen Uber, sondern in der Konzentration auf die eigenen Stärken: Exklusivität, Service und Status – Werte, die kein App-basierter Dienst ersetzen kann.